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Die Neurobiologie psychedelischer Drogen: Implikationen für die Behandlung Affektiver Störungen (mood disorders)

Derzeitige Fortschritte unseres Verständnisses der Neurobiologie klassischer Psychedelica (z.B. Psilocybin) und Dissoziativa (z.B. Ketamin) führten zu vermehrtem Interesse an möglicherweise klinischer Nutzbarkeit von Psychedlica bei der Behandlung verschiedener psychiatrischer Störungen. Neue Daten verhaltensbezogener Analysen und bildgebender Verfahren des Zentralnervensystems weisen darauf hin, dass beide Substanzklassen die glutamatbasierte Neurotransmission im Präfrontalen Cortex verstärken, neurale Regelkreisläufe verändern, welche an Affektiven Störungen beteiligt sind und eine Verringerung klinischer Symptome solcher Störungen herbeiführen können. Prof. Dr. Vollenweider wird neue Daten bildgebender Verfahren (Neuroimaging) und aus ERP-Brain-Mapping Studien (Nutzung ereigniskorrelierter Potentiale zur Zuordnung verarbeitender Hirnareale bei externen Stimuli) vorstellen, die belegen dass sowohl Psilocybin als auch Ketamin die Aktivität des präfrontalen und vorderen zingulären Kortex erhöhen und die Aktivität der Amygdalar normaler Individuen senken. Die Studien belegen eine Aufhebung der neuronalen Reaktion auf beängstigende neuronale Stimuli. Da Depression mit einer reduzierten Aktivität des präfrontalen Kortex und eingeschränkter Regelungskontrolle der Amygdalaaktivität einhergehen, legen diese Erkenntnisse nahe, dass eine Normalisierung dieses Netzwerks durch Anpassung über glutamatabhängige neuronale Plastizität das hauptsächlich wirksame Prinzip der intensiven und anhaltenden antidepressiven Effekte solcher Substanzen auf Depressionspatienten darstellt. Zudem legen diese Erkenntnisse nahe, dass die Aktivität des vorderen zingulären Kortex im Vorfeld einer Behandlung als möglicher biologischer Hinweis auf Patienten geeignet ist, die gut auf antidepressive Effekte von Psilocybin oder Ketamin ansprechen.

Current advances in our understanding of the neurobiology of classic psychedelics such as psilocybin and dissociative drugs such as ketamine have led to renewed interest in the clinical potential of psychedelics in the treatment of various psychiatric disorders. Recent behavioural and neuroimaging data indicate that both classes of drugs enhance glutamatergic neurotransmission in prefrontal cortex and modulate neural circuits that have been implicated in affective disorders, and can reduce the clinical symptoms of these disorders. Dr. Vollenweider will review new data from neuroimaging and ERP brain mapping studies demonstrating that both psilocybin and ketamine increase prefrontal and anterior cingulate activity and reduce amygdalar activity in normal subjects, and that both classes of drugs abolish the response to fearful emotional stimuli. Given that reduced prefrontal activity and decreased top-down control of amygdala activity has been implicated in depression, these findings suggest that a normalization of this network through a glutamate-dependent neuroplastic adaptation may be the common therapeutic mechanism of the acute and outlasting antidepressant effects of these drugs seen in depressed patients. Moreover, these findings raise the possibility that pretreatment anterior cingulate cortex activity could provide a putative biomarker to identify a subgroup of patients who will respond favorably to psilocybin’s or ketamine’s antidepressant effects.


Prof. Dr. med. Franz X. Vollenweider

Prof. Dr. Franz X. Vollenweider ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie (FMH), Professor für Psychiatrie an der Medizinischen Fakultät der Universität Zürich und Co-Direktor des Zentrums für Psychiatrische Forschung der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik Zürich (KPPP). Ferner ist er Direktor des „Heffter Zürich Research Centers“ (HRC) für Bewusstseinsstudien, welches er 1998 gründete und in seine Forschungsgruppe „Neuropsychopharmakologie und Brain Imaging“ integriert hat.

Im Zentrum seiner Forschung stehen die Aufdeckung von Biomarkern psychotischer und affektiver Störungen sowie die Aufklärung der psycho-physiologischen Grundlagen pharmakologisch veränderter Wachbewusstseinszustände. Dazu werden in einem multimodalen Ansatz bildgebende Verfahren (PET, fMRT, MRS), elektrophysiologische Brain Mapping Methoden (EEG-ERP) und neuropsychologische Testverfahren eingesetzt. Im Fokus aktueller Studien stehen Untersuchungen zur neuroplastischen Wirkung klassischer Halluzinogene (z.B. Psilocybin) und dissoziativer Anästhetika (z.B. Ketamin) zwecks Entwicklung neuer Ansätze zur Behandlung therapie-resistenter Depressionen.

Prof. Dr. Vollenweider hat mehr als 100 wissenschaftliche Beiträge zur Psychologie und Neurobiologie der Halluzinogene, Stimulanzien und Entactogene in renommierten Fachzeitschriften publiziert. Seine Forschungsarbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Förderungspreis der Schweiz. Gesellschaft für Biologische Psychiatrie (1990), dem Heffter Research Award (1997), dem Götz Preis der Universität Zürich (2000), dem BAP Prize der British Association for Psychopharmacology (2002), dem NARSAD Award 2000 und 2004 (USA), sowie dem Fetzer Award 2006 (USA).

 
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